Obduktion bei Sternenkindern: Ja oder Nein?


Worum geht es bei der Reihe Blickwinkel bei Sternenkindern? Auf ein und dieselbe Frage, unterschiedlichste Antworten und einzigartige Erfahrungen. 

In vielen Fällen werden Eltern von Sternenkindern gefragt, ob sie eine Obduktion wünschen oder nicht. Vor meinen Sternenkindern kannte ich den Begriff ‘Obduktion’ nur aus Krimis. Noch nie hatte ich mir Gedanken darüber gemacht.

Blickwinkel von Tanja Wirnitzer. Ich entschied mich ohne darüber nachzudenken für eine Obduktion. Eine andere Option käme für mich nicht in Frage. Warum? Mein Blickwinkel folgt nach dem Inhaltsverzeichnis.

Blickwinkel von Marion Glück. Für die Soldatin, Autorin und Verlegerin Marion Glück war die Antwort auf die Frage nach einer Obduktion wie bei mir auch sofort klar: Auf keinen Fall! Ihren Blickwinkel findest du hier.

Inhaltsverzeichnis

Wie kam es zur Frage: Obduktion von Sternenkindern, ja oder nein?

Völlig überrascht haben mich Kommentare zum Thema bei einer befreundeten Sternenkindmutter, die ungefähr so lauteten: ‚Natürlich haben wir keine Obduktion durchführen lassen‘ und darunter weitere Kommentare wie ‚Wir wollten das auch auf keinen Fall.‘

Ich wurde bei meinen beiden Sternenkindern zwar gefragt, ob ich eine Obduktion durchführen lassen wolle oder nicht und ich musste unterschreiben.  Niemals hätte ich gedacht, dass dem ein Elternpaar nicht zustimmen würde. Ich habe weder wirklich überlegt noch reflektiert, bis zu diesen Kommentaren. Ich bin ganz gespannt darauf, verschiedene Blickwinkel auf diese Frage zu erhalten.

Was bedeutet Obduktion?

Bei einer Obduktion, einige sprechen auch von Autopsie oder Sektion, wird der Körper oder einzelne Organe von Verstorbenen untersucht. Danach wird der Körper wieder verschlossen (etwaige Hohlräume mit Zellstoff gefüllt und vernäht) und gewaschen. Keinesfalls wird jede tote Person aufgeschnitten. Üblicherweise erfolgt eine Obduktion nur, wenn die Todesursache oder die Erkrankung unklar ist.

Warum werden Sternenkindern obduziert?

Je nach Alter des Sternenkindes ist eine Obduktion möglich. In vielen Fällen ist die Todesursache nicht bekannt oder wird nur geschätzt, weil eine genaue Untersuchung der Kinder im Mutterleib nicht möglich ist. Nur eine Obduktion kann das aufklären. In vielen Fällen ist die Medizin aber selbst heute noch nicht weit genug, als dass die Obduktion zu weiteren Antworten führen würde.

Warum ich einer Obduktion meiner Sternenkinder zugestimmt habe:

Ergebnislose Obduktion bei meinen Sternenkindern

Bei meinen beiden Sternenkindern hat die Obduktion für uns keine neuen Informationen erbracht. Was zu erwarten war und mich weder enttäuscht hat noch, dass ich mich an eine konkrete Gefühlsregung oder Meinung dazu erinnern könnte. Für mich war es ein vollkommen normaler Prozess.

 

So normal wie alles im Leben mit verstorbenen eigenen Kindern. Überrascht war ich von der Möglichkeit, weil ich Obduktionen nur aus Filmen und Büchern kannte, aber das hielt nur kurzzeitig an.

Gründe gegen eine Obduktion bei Sternenkindern: Das Aufschneiden.

Erst als ich die Kommentare gelesen habe, dachte ich zum ersten Mal darüber nach, warum es Sinn macht, sich gegen eine Obduktion bei einer Fehlgeburt oder Totgeburt, bei meinen Sternenkindern, zu entscheiden.

Mir will nur der Grund mit dem Aufschneiden einfallen. Beim Nachdenken gehe ich die Schritte einer Obduktion durch und das Aufschneiden eines Kindskörpers, der Körper meiner Kinder, könnte als unethisch oder pietätlos betrachtet werden.

 

Für mich nicht, weil ich auch mit Operationen kein Problem habe, einen Organspendeausweis trage und gestehen muss, dass ich auch keinen Bezug zu einem Leichnam habe. Ob es die Körper meiner Großeltern waren oder die meiner Kinder.

 

Meine beste Freundin ist da ganz anders. Nachdem ich meine Kinder tot geboren habe und so weit war, mit ihr zu sprechen, wollte sie von mir bei jedem Kind ganz genau wissen, wo es denn gerade im Krankenhaus ist? Wer es gerade hat? Ob bei der Bestattung wirklich alle Kinder in das Sammelgrab kommen?

Sind Sternenkindern Asche oder Klinikmüll?

Ich bin davon ausgegangen, dass die toten Körper meiner Kinder als ‚Klinikmüll‘ behandelt wurden, weil die Bestattungen ein Mal im Frühjahr und ein Mal im Herbst stattfinden. Beide Kinder kamen aber im Sommer auf die Welt, also ging ich davon aus, dass tote Körper von Föten, im Krankenhaus sprachen sie nicht von Sternenkindern, nicht aufbewahrt wurden: Rein aus objektiven Gründen wie Logistik, Platz und Hygienemaßnahmen, die dafür nötig sind.

 

Für meine beste Freundin habe ich nachgefragt und es hieß, dass alle Kinder eingeäschert werden und ihre Asche an den Bestattungen ins Sammelgrab gegeben wird. Aus was immer die Asche an diesem Tage herrührte, die Bestattung als solche und ein Grab als Gedenkstätte sind mir mehr als wichtig.

Für Sternenkinder mehr als einen Gedenkort

Ich habe gravierte Sterne aus Stein am Sammelgrab für Sternenkindern: Bei meinen Großeltern, bei den Großeltern ihres Vaters, im Garten meiner Schwester, im Garten meiner besten Freundin, hier bei mir mit in China und zwei Steinsterne in der Erinnerungskiste – weil meine schwäbischen Gene zur Sicherheit immer Vorrat anlegen. Ob meine Sternenkinder nun obduziert wurden oder nicht, spielt für mich daher auch keine Rolle.

Du bist herzlich eingeladen deinen Blickwinkel zu teilen

Welche Erfahrungen hast du mit Obduktionen gemacht? Welchen Blickwinkel teilst du oder hast du einen anderen?

Schreibe mir gerne an tanja@sternenkinder.org


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