Vor der Kulisse von Shenyang mit Leuchtkerze in der Hand Tanja Wirnitzer

Sternenkindmappe

Was kann ich tun? Als Eltern von Sternenkindern oder Mitfühlende.

“Was kann ich tun?” Diese Frage trieb und treibt mich zu Sternenkindern am meisten um. Nicht nur mich. Auch mein Umfeld und wie ich mittlerweile merke, auch Menschen, die mitfühlende und selbst weder betroffen sind, noch in direkter Beziehung zu Eltern stehen.

Alle Handlungsmöglichkeiten für die Eltern, ihr Umfeld und die Mitfühlende trage ich in einer “Sternenkindmappe” zusammen. 

Ich liste auf, was mir geholfen hat und wovon ich in den Jahren und Ländern gehört habe. 

Aktuell steht erst die Rohfassung. So bald ich die finale Version habe, stelle ich sie hier als PDF und als Fließtext zur Verfügung. 

Im Moment gibt es nur die Rohfassung, Stand 30. September 2024.

Sternenkindmappe

Eileiterschwangerschaft, Windei, Abgang, Abort, Abtreibung, Fehlgeburt, Abbruch, Schwangerschaftsabbruch, Totgeburt =Sternenkinder.

Wie bereite ich mich darauf vor?

Was tue ich, wenn es so weit ist?

Wie gehe ich danach damit um?

Wie soll mein Umfeld reagieren?

Viele Begriffe für ein und dasselbe. Menschen überleben ihr Kind. Diese Kinder werden laut Familienministerium Sternenkinder genannt.

An was muss ich alles denken? Was gibt es für Möglichkeiten? Woher soll ich das wissen? Was kommt überhaupt auf mich zu? Wie wird es ablaufen? Kann das überhaupt wirklich gerade passieren? Verlieren wir ernsthaft unser Kind?

So oder so ähnlich ging es mir durch den Kopf. Bei beiden Sternenkindern. Beim zweiten Sternenkind hätte ich wissen müssen, was auf mich zukommt. Das wusste ich auch, also der Prozess an sich. Aber es ist nun mal ein Unterschied, ob die Natur über den Tod des Kindes entscheidet oder ob wir gefragt wurden.

Jedes Mal ist es eine Ausnahmesituation. Ein Schicksalsschlag. Es ist so dramatisch, dass ich nur funktioniere, aber nicht denken konnte. Zumindest an nichts anderes, als an das Leben oder den Tod meines Kindes. Eine Notfallmappe hätte mir sehr geholfen.

Ich habe viele Informationen erhalten. Kontakte zu Anlaufstellen, Trauergruppen, Betroffenen und spirituelle, religiöse Zitate oder auch medizinische Erklärungen. In dem Moment, war mir das jedes Mal zu abstrakt, zu viel, zu umständlich. Ich war zu schwach.

Ich wollte aber etwas tun. Ich musste etwas tun. Alles was es irgendwie zu tun gibt. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass es auf immer etwas zu tun gibt und wie sich das gestalten kann. Genauso wenig wie ich von Möglichkeiten wusste, die zeitlich gebunden sind und die ich zu gern gemacht hätte, aber zu spät davon erfahren habe.

Ich bastelte mir meine eigene Mappe zusammen. In der es genau darum geht: Was kann ich tun? Woran muss ich denken? Was gilt es, zumindest überlegt und damit entschieden zu haben? Völlig unabhängig davon, ob irgendetwas davon umgesetzt wird.

Ich ergänze die Sternenkindmappe nach und nach mit weiteren Erfahrungen und Möglichkeiten. Alle sind herzlich eingeladen mir ihre Anregungen und Erfahrungen über die Möglichkeiten vor, beim und nach dem Abschied von Sternenkindern zu senden. Sehr gerne an: tanja@sternenkinder.org

Wie kann ich Trauernde unterstützen?

Wie kann ich Trauerende ansprechen?

Wie kann ich Trauernden „Gutes“ tun?

Was können Eltern vor dem Abschied von Sternenkindern tun?

Geschwisterbetreuung organisieren

Damals war das bei mir nicht relevant. Meine ersten beiden Kinder sind Sternenkindern. Heute wäre es bei meinen drei Kindern sehr relevant. Wer kümmert sich in der Zeit um die Geschwisterchen? Wie lange? Und was soll den Geschwisterchen alles erzählt werden?

Mutterpass für jedes Kind

Die Mutterpässe meiner Kinder dienen mir als „Beweis“ und Erinnerung. Leider habe ich nicht für alle Kinder einen. In einer Wunschschwangerschaft (damit meine ich, wenn alle gynäkologischen Termine ‚normal‘ verlaufen, wie wir es uns eben wünschen) haben 2 bis 3, vielleicht sogar 4 Kinder in einem Mutterpass Platz. Mutterpässe werden bis zur letzten Zeile weitergeführt, bevor ein neuer ausgegeben wird.

 

Nach meiner Sternentochter fragte ich bei der Folgeschwangerschaft nach einem neuen Mutterpass. Sie meinten, das wäre nicht üblich, solange noch freier Platz im Mutterpass ist. Ich erklärte, dass wir eine Risikoschwangerschaft mit wöchentlichen Terminen hatten und gar nicht mehr so viel Platz frei sei, vor allem aber, dass der Mutterpass meiner Sternentochter, zu den wenigen Dingen zählt, die ich von unserer Sternentochter habe und somit an einem ganz besonderen Platz aufbewahrt wird. Daraufhin war es kein Problem, einen weiteren Mutterpass zu bekommen.

 

Zu dem Zeitpunkt war nicht absehbar, dass wir uns auch vom Geschwisterchen verabschieden mussten. Ich bin sehr froh, dass wir für unseren Sternensohn einen eigenen Mutterpass haben. In China gibt es leider keine Mutterpässe, daher habe ich für zwei meiner Kinder keinen Mutterpass und es fühlt sich noch heute immer wieder komisch an, wenn ich die Mutterpässe sehe. Alle Mutterpässe liegen nicht in einer Erinnerungsbox, sondern am Ort der Impfpässe.

Kuscheltier mitnehmen

Kuscheltier oder Spielzeug oder was auch immer vielleicht schon zur Schwangerschaft geschenkt wurde.

Mitmenschen kurz oder lang informieren

Wer wie ich das Leben von Beginn an feiert und wer wie ich Angst hat, schwerste Zeiten alleine oder im kleinsten Kreis zu überstehen, der will seinen Liebsten, aber auch einfach lieben bekannten Menschen mitteilen, was passiert, wie es einem geht und was er sich wünscht. Die Psychologien im Krankenhaus riet mir zu genau fünf kurzen Sätzen. Mag in einer Studie belegt sein oder sich aus dem Lehrbuch bewährt haben, ich rate: Wie auch immer, wie lange auch immer und was auch immer. Teile es einfach gern in einer Copy-and-paste Nachricht an alle weiter oder lasse es für dich weiterleiten. Die einzige inhaltliche Empfehlung zu der ich pauschal raten würde ist: Schreibe klar, ob du dich meldest oder ob es die anderen sollen und nenne gerne den Zeitraum. In meinem Fall lautete er: Ich weiß nicht, wie lange ich brauche, aber ich melde mich.

Vertretung für sich finden

In meinem Fall hatte ich zwei oder drei Wochen das Handy komplett aus bzw. jegliche Kommunikation eingestellt, selbst zu meiner Schwester, meinen Eltern und meinen besten Freunden. Ich war unglaublich dankbar, dass sich der Vater, mein Mann und mein Fels darum gekümmert hat, den anderen ihre Sorgen zu nehmen und administratives zu klären. Falls der Vater oder keine Mitfühlenden dabei sind, macht es sicher Sinn, eine Person des Vertrauens zu fragen, sich darum zu kümmern und ihr die wichtigsten Kontaktdaten zu geben.

„Willst du dein Kind ansehen?“ beantworten

Ob ich unsere Kinder sehen wollte, hat sich bei mir nie gestellt. Auf jeden Fall. Die einzige Chance mein Kind zu sehen. Ich habe aber oft davon gehört, wie sich andere Eltern dagegen entscheiden, daher sollte diese Frage auf jeden Fall für sich beantwortet werden, bevor das medizinische Personal fragt und damit vielleicht überfordert.

 

Über Fotos informieren (sind ab dem 1. Trimester möglich)

Sternenkindfotografen oder aber auch selbst. Wichtig ist nur, es zu machen finde ich. Ich fand es im ersten Moment wirklich und ganz ehrlich einfach nur pervers. Ein totes Kind fotografierne. Den einzigen Moment, den ichmit meinem Kind habe, soll ich hinter der Kamera bzw. Handy verbringen, um was festzuhalten, ihren toten Körper? Nichts wichtiger als das. Man kann es auch andere machen lassen und Jahre später anaschauen, selbst oder Fotograf, eifnach überlegen. Einzige Chance und erste und letzte greifbare Erinnerung.

Dekoration für Atmosphäre organisieren (lassen)

Kerze, Kissen, Musik, Taschentücher, Feuerzeug.

Spazieren, raus in die Natur mit Himmelsblick

Fachkräfte nach Ablauf und Zeitplan fragen

 Wer ist beim Abschied dabei?

Ist es dein oder euer Kind?

Die deutsche Gesellschaft spricht meist von Abtreibung …

Es gibt Mütter, es gibt Väter, es gibt Geschwisterkinder …

Namen überlegen

Geschwisterkind (nicht) einbeziehen

Was kann das Umfeld, Mitfühlende für Sternenkinder oder ihre Eltern tun?

Recherchieren, wie der Abschied abläuft

Den Eltern Gefühle ohne Fragen mitteilen

Konkrete Unterstützung ohne Fragen anbieten

Konkrete und einfache Informationen teilen

Musik, Kerze personalisieren

Alle Gedanken und Fragen notieren, (noch) nicht teilen

Andere Betroffene recherchieren

 Nennst du ‚es‘ Kind?

Die deutsche Gesellschaft spricht meist von Abtreibung …

Es gibt Tanten, es gibt Onkel, es gibt Freunde …

Was können Eltern beim Abschied von Sternenkindern tun?

Von allen und allem Fotos machen (lassen)

Namen nennen

Musik oder Stille ertragen

Gemeinsam sein

Atmosphäre genießen

Zeit nehmen

Trinken

Anfassen

Was kann das Umfeld, Mitfühlende von Sternenkindern beim Abschied tun?

Kerze anzünden

Natur genießen

Irgendetwas verbrennen

Kompost anlegen

Samen säen

Baumsetzling kaufen

Umarmungen verteilen

Komplimente aussprechen

Was können Eltern von Sternenkindern nach dem Abschied tun?

Von allem Fotos machen

Sechs Jahre später mache ich erst die Fotobücher für meine Sternenkinder. Blumensträuße, Karten, es wird nicht mehr geben

Alles abspeichern Jahre später könnten Sterbekärtchen und Geburtskärtchen für neue Freunde wichtige sind, zu den auch die ganze Familie zählt

Bestattung nein, ja, Pflicht und welche?

Verschiedene Bestattungsformen sind möglich. Es gibt Alternativen zur Erdbestattungen und viele Vorschriften. Von Bundeslang zu Bundesland und selbst von Friedhofssatzung zu Friedhofssatzung unterschiedlich. Variiert je nach Alter des Kindes, deshalb informiert euch. Wir haben uns verschiedene Gräber auf dem Friedhof angeschaut. Mir erschien schon die BEzeichung Sammelgrab zu krass, weil ich an Massengräber aus Kriegsgebieten denken musste, aber es war so wichtig, vor Ort zu sehen, was für ein wundervoller Zauberort dort ist und der beste Platz für unsere Sternenkinder.

Wer kommt zur Bestattung?

Was nehme ich zur Bestattung mit?

Wo soll Bestatung bzw. Gedenkort(e) sein?

Auf ein Wochenbett einstellen

Körper reagiert erst viel später

Rückbildungskurse sind möglich

Personenstandsurkunde

Geburtsurkunde heißt doof.

Geburts- und Sterbekärtchen

Obduktion, ja oder nein?

Was kann das Umfeld, Mitfühlende nach dem Abschied von Sternenkindern tun?

Karte zur Geburt schicken

Kondolenzkarte schicken

Immer wieder ansprechen

Bücher und Informationsmaterial

Geschenke für das Gedenken

Besser, was Falsches, als nichts sagen.

Was können Eltern von Sternenkindern auf immer tun?

Basteln

Kintsugi

Symbole

Schreiben

Rituale

Von allen Kindern erzählen

Rituale

Greifbares

Kissen

Gedenkmöglichkeiten

One last wave, Blumenwiese, Umwelt

Tattoo (nicht) stechen lassen

Aber überlegen, welches Symbol wäre zeitlos und passt zu euch. Ich wollte nie ein Tattoo.

Aktives lautes

Gastbeiträge schreiben, Account gründen, einfach zeigen was ich gemacht habe

Aktives stilles wie Fussfotos

Was kann das Umfeld, Mitfühlende von Sternenkindern auf immer tun?

Schreibt weiter 
Schickt mal Blumen in Gedanken 
Erhaltet Erinnerung. Erst vergessen bist du tot.

Gemeinsame Impulse wie Kintsugi

Jetzt ist fast immer Zeit für Fragen

Jährlich zum Geburtstag Karte schreiben

Spenden

Nach Fotos fragen

Um Geburts- und Sterbekärtchen bitten

Schweigst du aus Mitgefühl oder Unsicherheit?

Geschenke für den Friedhof oder für das Gedenken

Aktives lautes

Sternenband selbst keine Sternenmutter, Coby Grant wundervolles Lied, selbst auch keine Betroffene

Aktives stilles wie Fussfotos

Komplimente aussprechen

Noch mehr und weiter

Was habt ihr gemacht?

Was hättet ihr gerne davor gewusst?

Schreibt mir an tanja@sternenkinder.org

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